Unsere Tagung ist den Frauen dieser Welt gewidmet, die bei uns wohnen. Migrantinnen leben in und oft auch zwischen zwei Welten. In der für sie neuen Welt werden sie als Fremde behandelt und damit wird es noch schwerer, sich in dieser zurecht zu finden. Wenn die Entfremdung von der Heimat zum Problem wird: Heimweh, homesickness, la maladie du pays; dann können als mögliche Konsequenzen durch Anpassungsprobleme psychosomatische Krankheiten entstehen.
Die Ursache der Heimwehkrankheit liegt im Verlust der vertrauten Umgebung, der mit veränderter Lebensweise, anderer Luft, Klimaunterschieden, fremden Bräuchen und mangelndem Verständnis einhergeht. Veränderungen der gewohnten Abläufe, wie ungewohntes Essen, andere Essensgewohnheiten und Essenszeiten, eine neue Rollenbestimmung, neue Bezugspersonen und neue gesellschaftliche Regeln schwächen die Ressourcen, die sonst in Belastungsfällen schützen.
Wenn Therapeut/-Innen von fremden Patientinnen sprechen, hat dies eine Wirkung auf so bezeichnete leidende und kranke Menschen. Was ist uns fremd an ihnen? Ihr Leiden? Ihre Sicht der Krankheit? Ihre Form der Bewältigungsversuche?
Es ist keinenfalls leicht, einen anderen Menschen und seine Gefühle wirklich zu akzeptieren. In unserer Kultur gibt es häufig das Muster, dass „Jeder andere Mensch, das gleiche fühlen und denken und glauben soll wie ich!“. Wenn wir aufhören, Urteile über den anderen Menschen von unserem Wertungszentrum aus zu fällen, fördern wir Kreativität.
Dr. Gabriele Knappitsch, Tagungsleiterin
Doz. Dr. Dr. Barbara Maier, Präsidentin der ÖGPGG