Warum Triumph in unserem Titel, werden Sie sich vielleicht fragen. Ist uns doch die Kränkung im Zusammenhang mit dem weiblichen Körper in Reproduktion, Krankheit und Alter viel geläufiger.
Judith zeigt in unserem Titelbild eine andere Perspektive. Was liegt in ihrem abwesenden Lächeln? Triumph, Rache, Gleichgültigkeit, Genugtuung? Was hat sie abgetrennt? Das Männliche, ein Organ, ein Kind, den Feind, der sie bedroht, der sie zerstören will?
Kränkung und Triumph nden sich in allen Bereichen der Frauenheilkunde wieder: Die neuen Reproduktionstechnologien verheißen den Triumph über die Kränkung des unerfüllten Kinderwunsches. Kontrazeption und Schwangerschaftsabbruch werden im Rahmen gesellschaftspolitischer Rückschritte wieder in Frage gestellt. Die (neuen) Einschränkungen der Entscheidungsmacht über den eigenen Körper machen ein Spannungsfeld deutlich, in dem sich eine psychosomatische Frauenheilkunde neu zu positionieren hat.
Werden damit alte Geschlechterdichotomien neu bemüht? Werden Männer sich auf ihre ‚alten‘ Heldenrollen zurückziehen und sich vor Frauenrachsucht fürchten? Braucht es einen neuen Feminismus in einer Zeit, in der erworbene Rechte von Frauen in Frage gestellt werden und Hass auf die Frau mancherorts salonfähig erscheint? Und welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf uns, die wir in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe tätig sind?
Bleibt da noch Raum für eine psychosomatische Betrachtungsweise?
Prim.a Univ.-Prof.in DDr.in MMag.a Barbara Maier
ÖGPGG Präsidentin